Selbstbild und Fremdbild: Tipps, wie Sie im Job besser wirken 

Wie wirken Sie auf andere? Hier erfahren Sie, was ein "Selbstbild" ist, wie es sich vom "Fremdbild" unterscheidet - und wie Sie beides in Einklang bringen.


Was wissen Sie eigentlich über sich selbst?

Stellen Sie sich mal folgende Situation im Büro vor: Ihre Mitarbeiterin hat einen Fehler gemacht. Sie weisen sie freundlich und sachlich darauf hin. Jedenfalls glauben Sie das. Ihre Mitarbeiterin aber denkt:  „Was regt er sich so auf?“ Oder: "Der sieht ja aus, als würde er gleich platzen."

Das Problem in dieser Situation ist offensichtlich: Sie haben keine Ahnung, wie Sie auf andere wirken. Das geht vielen Menschen so. Denn Selbstbild und Fremdbild klaffen oft weit auseinander.

Doch das lässt sich ändern.

Wie das funktioniert, erkläre ich Ihnen in diesem Blogpost. Dazu gibt es auch einen Podcast.

Viele kennen die Begriffe Selbstbild und Fremdbild. Haben Sie sich schon mal die Zeit genommen zu überlegen, wie sehe ich mich selbst und wie sehen mich andere? 

 

Selbstbild und Fremdbild – was ist der Unterschied?

Wie entsteht unser Selbstbild?

Natürlich haben Sie sich - bewusst oder unbewusst - im Laufe Ihres Lebens ein Bild von sich gemacht.

Das Selbstbild ist das, was Sie bereits über sich selbst wissen, d.h. es setzt sich zusammen aus dem, 

-was Sie von sich kennen und 

-wie Sie sich selbst wahrnehmen.  

Wie entsteht unser Fremdbild?

So wie Sie sich ein Bild von anderen machen, machen andere sich auch ein Bild von Ihnen.

Das Fremdbild ist das, was andere Menschen in Ihnen sehen und über Sie denken. Es entsteht, indem andere Leute Sie in bestimmten Situationen wahrnehmen, Sie beobachten und Gefühle Ihnen gegenüber entwickeln.

Halten Sie sich immer vor Augen: Das Fremdbild - also das Bild, das andere von Ihnen haben - entspricht nicht unbedingt der Realität. Es ist einfach die Wahrnehmung der anderen Menschen.

Wenn Sie mehr über Ihr Fremdbild erfahren möchten, fragen Sie doch einfach mal Freunde, wie die Sie sehen!

Denken die eher, dass Sie ein besonnener Mensch sind oder ein aufbrausender? Ein Egoist oder ein Altruist? Verlässlich oder schludrig?

Bei solchen Umfragen kann durchaus die eine oder andere Überraschung auftauchen.
Denn manchmal sind wir uns gar nicht bewusst, wie wir sind und was wir ausstrahlen.

Und einige unserer Eigenschaften, Fähigkeiten und Charakterzüge sind uns vielleicht gar nicht bekannt. Experten sprechen dann vom „den blinden Fleck“. Was das genau ist, erkläre ich Ihnen gleich.


Wie sehen Sie sich – und wie sehen andere Sie? Machen Sie den Test

Möchten Sie wissen, wie Sie auf andere wirken?

Dann empfehle ich Ihnen diesen einfachen Test:

Schreiben Sie in Stichworte fünf bis sieben Eigenschaften auf, die Sie gut beschreiben. Zum Beispiel zuverlässig, humorvoll, ehrlich etc.

Bitten Sie dann Freunde oder Bekannte, ebenfalls aufzuschreiben, welche Eigenschaften sie mit Ihrer Person verbinden. 

Mein Tipp: Suchen Sie sich dafür Menschen aus, die Ihnen wertschätzende Rückmeldungen geben, damit Sie wirklich von dem Test profitieren können.

Wenn Sie das Feedback erhalten, fragen Sie ruhig nach, wenn Sie etwas nicht verstehen oder wenn Sie genauer wissen möchten, wie die Einschätzung über Sie zustande gekommen ist, z.B.

  • auf welche Situationen die Person sich bei der Beurteilung bezogen hat,
  • an was die Person dabei gedacht hat.


Denn Feedback bedeutet, die Rückmeldung als „Geschenk“ anzunehmen – und nicht, sich für bestimmte Verhaltensweisen oder Charakterzüge zu rechtfertigen.

Wenn Sie sich über etwas ärgern, denken Sie immer daran: Das Feedback heißt nicht automatisch, dass das Fremdbild auch der Realität entspricht und dass es „richtig“ ist.

Es ist nur das, was andere von Ihnen wahrnehmen.

Aber es hilft Ihnen zu verstehen, was Sie ausstrahlen und wie sie auf andere wirken.


Sie möchten es genauer wissen? Nutzen Sie die Vorlage zum Selbstbild-Fremdbild von mir.

Damit können Sie sich selbst einschätzen und die gleichen Eigenschaften von anderen über Sie abfragen.

Sie empfinden sich nicht als fürsorglich, bekommen aber die Rückmeldung, dass andere Sie sehr fürsorglich sehen? Sie sehen sich nicht als kommunikativ, andere sehen Sie sehr kommunikativ? Wie können Sie diese Kenntnisse nun im Job umsetzen? Was haben Sie bisher von sich "unterschätzt" und wie könnten Sie diese Eigenschaften im Job ausbauen - z.B. bei der Kommunikation im Verkaufsgespräch. Sie gewinnen dadurch viel mehr Sicherheit.

Hier finden Sie ein Arbeitsblatt zum Selbstbild - Fremdbild zum Download und zum Ausfüllen

Je besser Sie sich kennen und je mehr gutes Feedback Sie von anderen bekommen, desto besser stimmen irgendwann Ihr Selbstbild und Ihr Fremdbild überein.

Das heißt: Sie können sich dann nicht nur auf Ihre eigene Wahrnehmung verlassen - etwa darüber, was Sie glauben gut zu können oder wo Ihre Stärken liegen. Sondern andere haben Ihnen das durch ihr Feedback auch bestätigt.

So verbessern Sie Ihr Selbstbild 

Seien Sie sich Ihres Blinden Flecks bewusst

Es gibt Persönlichkeitsanteile in Ihnen, die sind Ihnen nicht bewusst. Diese Teile der Persönlichkeit werden „Blinder Fleck“ genannt. Das ist ein Begriff aus der Psychologie, der im Themenfeld der Persönlichkeitsentwicklung verwendet wird.

Denn erst, wenn Sie wissen, wie Sie auf andere wirken, können Sie sich ändern – sofern Sie das möchten.

Er bezieht sich auf das, was eine Person über sich selbst nicht weiß oder nicht sehen will. Das sind z.B. bestimmte Verhaltensmuster oder Eigenschaften, die für andere offensichtlich sind, aber von der Person selbst nicht erkannt werden.

Dieser blinde Fleck kann dazu führen, dass eine Person unhöflich oder kränkend ist, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Doch durch Feedback von anderen lässt sich der Blinde Fleck verkleinern.

Denn wenn ich weiß, wie ich wirke und wie mein Fremdbild ist, kann ich Maßnahmen ergreifen, um das zu ändern.

Das funktioniert übrigens auch, wenn ich bereits mit mir zufrieden bin: Wenn ich mein Fremdbild kenne, steigert das mein Selbstbewusstsein und mein Selbstvertrauen. Wenn ich bereits Komplimente für bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten bekomme, kann ich das weiter ausbauen. Es ist immer viel besser, Stärken zu stärken, als zu versuchen bei den Schwächen "besser" zu werden. 

Der Blinde Fleck, Johari Fenster

Der „Blinde Fleck“ und das Johari Fenster sind Begriffe, aus der Psychologie. Der „Blinde Fleck“ bezieht sich auf das, was eine Person über sich selbst nicht weiß oder nicht sehen will. Bestimmte Verhaltensmuster oder Eigenschaften, die für andere offensichtlich sind, kann die Person selbst nicht erkennt. Dies kann dazu führen, dass eine Person falsche Entscheidungen trifft oder negative Verhaltensmuster fortsetzt, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Das heißt, ich kann durch Feedback von anderen meinen blinden Fleck verkleinern.

Wenn ich weiß wie ich wirke und wie das Fremdbild ist, kann ich Maßnahmen ergreifen, um das zu ändern.


Fragen Sie im Job Ihr Fremdbild ab

Jeden Tag gibt es zahlreiche Situationen, in denen Selbstbild und Fremdbild aufeinandertreffen: In der Familie, beim Sport, beim Einkaufen.

Auch die Kollegen bei der Arbeit haben ein Fremdbild von Ihnen. Mein Tipp: Nutzen Sie das, um Ihr Selbstbild zu stärken.

Eine Möglichkeit ist, Ihre KollegInnen direkt zu fragen:

„Was gefällt dir gut an mir? Gibt es Dinge, die ich häufiger machen sollte?“

„Was sollte ich seltener machen, worüber ärgerst du dich womöglich?“


Oft helfen schon diese beiden Frage, um das Miteinander im Büro zu verbessern.


Denn manche unserer Verhaltensweisen stören unter Umständen die KollegInnen – sind uns selbst aber gar nicht bewusst. Und sehr oft wird in Büros nicht offen kommuniziert, was man an den Kollegen nicht so gerne mag.

Nutzen Sie also die Chance und stellen Sie selbst die Fragen.

Ich habe das schon mehrfach gemacht und war immer wieder erstaunt, was KollegInnen störte –  und was für mich ganz einfach war, zu ändern!

Eine weitere Möglichkeit im Job ist: Sie holen sich nach einem Präsentationstermin Feedback. Fragen Sie wertschätzende KollegInnen:
„Wie kamen meine Gestik und Mimik heute bei Euch/Ihnen an? Welche Tipps zur Verbesserung gibt es?“

Denn ich bin mir sicher: es gibt nonverbalen Äußerungen, die Ihnen gar nicht bewusst sind. Aber auch Gestik und Mimik vermitteln dem Gegenüber Eindrücke – und unter Umständen solche, die Sie gar nicht senden wollten.


Trainieren Sie Ihr Selbstbild 

Neben der Abfrage der Fremdwahrnehmung gibt es zahlreiche Übungen, mit denen Sie Ihr Selbstbild trainieren und verbessern können. Ich empfehle besonders diese 5:


1. Schreiben Sie Tagebuch:

Schreiben Sie jeden Tag ein paar Minuten lang abends Ihre Gedanken und Gefühle auf.

  • Was war toll? Es dürfen auch Kleinigkeiten sein!
  • Wo und wann hatten Sie ein Lächeln im Gesicht oder einen Hüpfer in der Magengrube verspührt?

Überlegen Sie dabei auch, wie Sie sich selbst wahrnehmen. Vielleicht haben Sie einen schönen Spaziergang unternommen, mit Freunden einen leckeren Kaffee getrunken oder einer KollegIn bei einer schwierigen Aufgabe weiter geholfen. Was das alles für Sie "selbstverständlich" oder haben Sie die Zeit genossen? Waren Sie hilfsbereit, zuverlässig oder wie würden Sie sich beschreiben?

Wenn Sie jeden Tag 3 schöne Dinge dazu schreiben, die Sie den Tag über erlebt haben, tun Sie gleich noch etwas für Ihre positive Wahrnehmung!


2. Positives Selbstgespräch:

Üben Sie positive Selbstgespräche, indem Sie sich selbst loben und motivieren, statt sich selbst zu kritisieren. Vermeiden Sie Sätze wie "Es hat schon wieder nicht geklappt. Ich habe es ja gewusst."


3. Akzeptieren Sie Ihre Fehler:

Fehler gehören zum Lernprozess! Seien Sie gnädig mit sich, wenn Sie Fehler machen. Häufig gehen wir mit Freunden wesentlich nachsichtiger um als mit uns selbst.


4. Feiern Sie Ihre Erfolge:

Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Erfolge zu feiern und zu schätzen. Selbst ein Eis oder ein leckerer Kaffee als Belohnung kann die Stimmung schnell aufhellen.


5. Üben Sie Selbstakzeptanz:

Lernen Sie, sich so zu akzeptieren wie Sie sind. Erkennen Sie Ihre Stärken und Schwächen an, ohne sich selbst zu verurteilen.


Mein Tipp: Probieren Sie verschiedene Übungen aus und finden Sie heraus, was für Sie am besten funktioniert.


So nutzen Sie Ihr Selbstbild und Fremdbild beruflich

Bei der Bewerbung

Ein fundiertes Wissen über Ihr Selbst- und Fremdbild kann Ihnen im Bewerbungsprozess helfen.

Erfüllen Sie die Anforderungen aus der Stellenanzeige? Trauen Sie sich auch zu, weiterführende Tätigkeiten zu übernehmen? 

Wenn Sie sich selbst gut kennen, können Sie bei einer Bewerbung objektiver einzuschätzen, welche Qualifikationen Sie erfüllen – oder wo Sie vielleicht noch Schulungs-, Lern- oder Ausbildungsbedarf haben.
Denn häufig wird in Bewerbungsgesprächen die Frage gestellt:

„Was würden Freunde oder Eltern über Sie sagen: Was können Sie gut oder wofür schätzen sie Sie?“

Darauf haben Sie - wenn Sie ihr Selbst- und Fremdbild kennen - eine passende Antwort.

Sind die KollegInnen zum Beispiel immer wieder mit bestimmten Themen zu Ihnen gekommen?


Als Führungskraft nutzen

Sie sind Führungskraft in einem Unternehmen? Dann ist es für Sie noch wichtiger, Ihr Selbstbild und Fremdbild zu kennen. Denn es hilft Ihnen, authentisch zu agieren, Ihre Stärken zu nutzen und Ihre Schwächen zu verbessern.

Gute Führungskräfte arbeiten regelmäßig daran, ihr Selbstbild und Fremdbild zu optimieren, etwa in dem sie

  • ihre Einstellungen reflektieren
  • ihre Mitarbeiter um Feedback bitten
  • ihre Körpersprache selbst beobachten
  • sich in Selbstreflexion engagieren
  • offen und authentisch kommunizieren
     

Das klappt nur, wenn Sie sich regelmäßig mit Ihrem Team treffen oder einen Sparringspartner/Coach haben, mit dem Sie sich auf Augenhöhe austauschen können.

Dazu können Sie auch im Team die Übung machen:

Wer sollte wovon mehr tun, da hat das ganze Team etwas davon!

Viel Erfolg beim Durchstarten!

Tanja Herrmann-Hurtzig

 

Shownotes:

Übungsblatt Selbstbild Fremdbild, ausführlich mit Methodenkompetenz

Arbeitsblatt Selbstbild

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Ansonsten suchen Sie Bewerbung und Karriere auf Ihrer Liebings-Podcast-App und fügen es dazu.

Sie kommen alleine nicht weiter? Dann buchen Sie gerne eine virtuelle Kaffeepause und wir besprechen, wie ich Ihnen weiterhelfen kann.



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